in eine Vase gestellt. Blühen die Zweige an Heiligabend, sei das ein Zeichen für Glück im kommenden Jahr. Dieser Brauch ist vor allem in Nordrhein- Westfalen, aber auch darüber hinaus bekannt. Er geht auf die heilige Barbara zurück, die auch als Schutzpatronin der Bergleute gilt. Zeit mit der Familie Ein weiterer Unterschied zwischen damals und heute liegt sicher darin, dass der Heiligabend und auch der erste Weihnachtstag ausschließlich als Fami- lienzeit gedacht waren. Restaurants, Kneipen, Theater, Kinos oder Gemeinde- zentren hatten in der Regel geschlos- sen. Die Familie, von der nicht selten drei Generationen unter einem Dach wohnten, nutzte die Zeit, um zu spielen, zu singen oder vielleicht Angehörige zu besuchen. Das mag sich idyllisch anhören, hatte aber den Nachteil, dass es für Menschen ohne Familie wenig Gestaltungsmöglichkeiten gab. In diesem Sinne mag es vielleicht weniger familiär sein, wenn sich der Brauch, der allmählich in Vergessenheit gerät, war das Vorspielen oder Gedicht- aufsagen, mit dem sich jedes Kind für seine Geschenke bedankte. Glaubt man den Erinnerungen älterer Mitbürgerin- nen und Mitbürger, wurde früher ins- gesamt mehr gesungen und musiziert. Hand aufs Herz: Können Sie sich noch an alle drei Strophen von „O Tannenbaum” erinnern? Die Zeilen „Die Hoffnung und Beständigkeit gibt Trost und Kraft zu jeder Zeit” dürften sich zumin- dest für jüngere Ohren recht fremd anhören. Auch heute noch gibt es Kinder, die auf das Klingen des Glöckchens lauschen, mit dem sie zur Bescherung gerufen werden. Und damals wie heute leuchten freude- strahlende Augen, wenn die Geschenke unter dem geschmückten Weihnachts- baum liegen. Allerdings gab es damals natürlich noch keine elektrische Weihnachtsbeleuchtung, so wie sich der Weihnachtsschmuck insgesamt deutlich unterschied. Blühende Zweige für Glück Eine weitere fast vergessene Weih- nachtstradition sind die Barbarazweige. Seit Jahrhunderten werden traditionell am 4. Dezember Blütenzweige von Obstbäumen abgeschnitten und zuhause 18-jährige Sohn nach der Bescherung mit Freunden in der Kneipe trifft oder die Tochter am ersten Feiertag in den Skiurlaub startet. Allerdings ist es auch schön, wenn jeder sein Weihnachten so feiern kann, wie er es möchte. Selbstgemachtes auf und unter dem Baum Der Schmuck für den Weihnachtsbaum wurde früher oft selbst hergestellt. Strohhalme aus echtem Stroh wurden in Wasser eingeweicht, der Länge nach gespalten und bei Bedarf anschließend gebügelt. Durch das Bügeln verfärb- te sich das Stroh und dann wurden kunstvolle hellere und dunklere Sterne gebastelt. Zu den langen Bastelaben- den im Advent gehörte auch das Nüsse-Vergolden, bei dem Walnüsse mit Goldlack bemalt wurden. Ob mit Kindern oder Nachba- rinnen und Nachbarn – eine gemeinsame Bastelaktion zu Weihnachten können wir auch heutzutage nur wärms- tens empfehlen. Das macht nicht nur Spaß, sondern ist angesichts des immer stärker steigenden Konsums auch viel nachhaltiger. Wenn Sie jetzt Lust bekommen haben, einige Weihnachtsgeschenke selbst herzustellen, dann schauen Sie sich doch gleich mal die Tipps von der Stadt Velbert auf Seite 08 an. Unser Fazit: Früher war das Weihnachtsfest oft tra- ditioneller und familiärer, dafür jedoch auch festgeschriebener. Heute haben wir die Möglichkeit, das schönste Fest des Jahres nach den eigenen Vorstel- lungen zu feiern – und dabei nach Belieben einige Traditionen beizube- halten. 2_2025WohnWert